Kapitel 1 – Feste im Jahreslauf als fördern die Identität und bereichen das soziale Leben der Kinder
Jede menschliche Gemeinschaft ist geprägt von der physischen Umwelt, kulturellen Werten und sozialen Organisationsstrukturen. Schulen und Kindergärten sind alle an einem bestimmten Ort angesiedelt, der ihnen eine natürliche Umgebung, einen kulturellen Rahmen und einen sozialen Kontext bietet, in dem Pädagogen/innen und Kinder zusammen leben.
Heutzutage sind Feste im Jahreslauf meist "nur" Anlässe für Urlaubstage, Zeiten an denen wir Freunde treffen, Zeit miteinander verbringen, gemeinsam essen und verschiedene Arten von Unterhaltung genießen können. Die ursprüngliche, tiefere Bedeutung der Feste ist in modernen Gesellschaften verloren gegangen. In den sogenannten traditionellen Zivilisationen war das völlig anders.
Thomas Stearns Eliot, der große Schriftsteller und Dichter des 20. Jahrhunderts, schrieb, dass jede der großen Weltkulturen (ägyptisch, römisch, griechisch, byzantinisch, mittelalterlich, islamisch, chinesisch usw.) der soziale und künstlerische Ausdruck einer religiösen Weltanschauung und durch eine spezifische kulturelle Tradition definiert ist.
Wir können Traditionelle Zivilisationen also als soziales Gebilde definieren, in denen ursprüngliche religiöse Weltanschauungen das kollektive Leben einer Gesellschaft prägt.
Folglich stammen die wichtigsten Feste im Jahreslauf auf der ganzen Welt aus verschiedenen Traditionen, die historisch unterschiedliche Gesellschaften charakterisieren. Was immer und überall eine Rolle spielt ist das Sein im Jahreslauf.
Jede Gemeinschaft hat besondere Zeiten in ihrem Leben bzw. im Jahreslauf, die mit alten kulturellen Traditionen und Religionen verbunden sind. Für Kinder sind diese Feste besonders relevant, weil sie sich hier - zusammen mit ihren Eltern, Freunden und PädagogInnen als Teil einer organischen menschlichen Gesellschaft fühlen können. Feste im Jahreslauf tragen dazu bei, eine gemeinsame Identität zu schaffen, sich als Teil einer größeren Gemeinschaft zu fühlen.
Gleichzeitig geben die Feste den Kindern auch ein Gefühl für den Jahreslauf, den Rhythmus der Jahreszeiten, des Wachsens und Erntens. Dieser Ablauf - alles kehrt immer wieder, die Natur schenkt uns jährlich Nahrung - gibt den Kindern eine innere Sicherheit. Ich bin nicht allein. Die Gemeinschaft um mich und die Natur nähren mich und behüten mich.
Ein Jahreszeitentisch, Bilder oder andere Darstellungen der aktuellen Jahreszeiten im Gruppenraum oder im Eingangsbereich des Kindergartens sind ein einfacher Vorschlag, der den Kindern tiefligende Sicherheit gibt und ihnen die Rhythmen der Natur näher bringt. Die Kinder sollten selbst mitmachen können.
Wichtige Punkte:
- Farbgestaltung: auf die Farben der Saison achten, um eine angemessene Atmosphäre zu schaffen. Also, Blau könnte die beste Wahl für Weihnachten sein, frisches Grün bis Frühling und Ostern, gelb für den Sommer, ein strahlendes und warmes Rot für den Herbst.
- Geschenke der Natur: Sie können Blumen, Pflanzen, Früchte und Steine verwenden, die zu der Jahreszeit gehören. Kinder könnten diese in der Natur suchen und auswählen. Je nach Jahreszeit sind die Blumen am Jahreszeitentisch z.B. Frühlingsblumen, Rosen oder Sonnenblumen, bunte Herbstblätter usw.
- Bilder auf dem Naturtisch: Platzieren Sie ein zu den Festen der Saison passendes Bild am Tisch.
Die kleine tägliche Pflege dieses Naturtischs ist eine gute Möglichkeit, die Aufmerksamkeit und Liebe der Kinder für die Natur zu steigern und ihr Bewusstsein dafür zu schärfen.