Kapitel 1 – Kinder und ihre 5 Sinne

Laut Pränatalpsychologen/innen beginnt der Mensch seine sensorischen Fähigkeiten bereits ab den den ersten Wochen der Schwangerschaft zu entwickeln.

Berührungen vor der Geburt

Berührungsempfinden erscheint früh, zuerst in der Gegend um den Mund etwa ab der 7. Schwangerschaftswoche, dann im Gesicht, den Genitalien (10. Woche) und auf Händen und Füßen (12. Woche). Mit vierdimensionalem Ultraschall konnte sogar gezeigt werden, dass der Fötus schon in der 9. Woche, wenn die Fußsohle berührt wird, seine Finger faltet oder fächert und das Bein einzieht, um dem Kontakt zu entkommen.

Vor allem aber nimmt das Kind Schwingungen durch das Fruchtwasser wahr. In der 22. Woche beginnt das Baby seinen Körper, die Nabelschnur und die Gebärmutterwand aktiv zu berühren.

Entwicklung des Tastsinns nach der Geburt

Bei der Geburt führt das Sicherheits- und Schutzbedürfnis des Kindes dazu, dass es Hautkontakt mit seiner Mutter sucht. Dies wird ihn beruhigen und ihn durch eine Art Verlängerung des Gebärmutterlebens in die Außenwelt einführen. Das Neugeborene liebt Berührung und Wärme.

Mit zunehmendem Wachstum wird Berührung zu einem wichtigen Werkzeug für das Kind, um sich selbst und die Welt um sich herum zu erkennen und zu erforschen. Ab dem 4. Monat beginnt der Säugling, sich selbst zu entdecken und seine Hände, Füße, sein Gesicht usw. zu berühren. Im siebten Monat lernt das Kind Objekte zu erfassen und sie zu erforschen.

Riechen vor der Geburt

In der 11. Schwangerschaftswoche beginnt das Baby, Fruchtwasser zu schlucken und es mit dem ersten Urin auszuscheiden. Dabei treffen die gelösten Substanzen auf die vomeronasalen Organe, die Geruchsrezeptoren, die um der 13. Woche reifen.

Die Summe dieser Moleküle, die größtenteils von der Nahrung der Mutter stammen, ist für das Kind der Geruch von Mama und wird sofort nach der Geburt, beim ersten Kontakt mit ihrer Haut, erkannt. Der bei der Geburt entwickelte Geruchsinn leitet das Kind zur Brust der Mutter.

Entwicklung des Geruchssinns nach der Geburt

Studien haben gezeigt, dass Kinder ihren Geruchsinn lange vor anderen Sinnen entwickeln. Nach kurzer Zeit bereits benutzt das Kind den Geruch, um die Mutter zu lokalisieren. Das Kind erkennt auch den Geruch von Muttermilch und kann es von der Milch einer Fremden unterscheiden.

Es gibt auch Hinweise, dass angenehme Gerüche das Immunsystem effektiv verbessern, Stress reduzieren und Schlaf induzieren können. Forschungen haben gezeigt, dass ein Duft verschiedene Rezeptoren im Gehirn stimuliert, die auch für grundlegende Lernfähigkeiten verantwortlich sind.

Die wichtigsten Geruchsrezeptoren sind in der Nasenhöhle lokalisiert. Mit ihnen können wir über 9.000 verschiedene Gerüche differenzieren. Jeder Rezeptor hat einen Ort, an dem ein duftendes Molekül eine Verbindung mit ihm eingehen kann, so dass das Gehirn es richtig riechen kann. Geruch benötigt keine Luft; es braucht nur duftende Moleküle.

Die hauptsächliche Geruchssinn-Entwicklung des Kindes erfolgt nach dem Abstillen, wenn das Baby mit den verschiedensten Düften in Berührung kommt.

Sehen vor der Geburt

In der 8. Schwangerschaftswoche wird der Sehnerv gebildet, der Fötus öffnet seine Augenlider ab der 26. Woche. Wenn Sie ab dieser Zeit an der Oberfläche der Gebärmutter eine starke Lichtquelle bewegen, folgt das Kind mit dem Blick.

Der Sehen ist im Vergleich zu den anderen vier Sinnen immer noch ein "verzögerter" Sinn: Bei der Geburt kann der Säugling nicht mehr als 25 Zentimeter fokussieren und ein paar Farben unterscheiden. Aber es ist genau das, was es braucht, um das Aussehen der Mutter zu festigen (es ist eine angeborene Fähigkeit ein menschliches Gesicht zu erkennen, auch wenn es nur auf einem Blatt gezeichnet ist) und die Brustwarze für die erste Fütterung zu erkennen.

Entwicklung des Sehsinns nach der Geburt

Bei der Geburt sind die Augen und Bereiche des visionären Gehirns noch unreif, weshalb sehr kleine Kinder rote, gelbe und pastellfarbene Farben nicht klar erkennen können. Weiße und schwarze Modelle bieten den stärksten Kontrast udn werden am besten erkannt. Gesichter sind besonders attraktiv für kleine Kinder, obwohl das aufregendste Bild nach der Geburt das Gesicht der Mutter ist.

Das Neugeborene sucht nach der Pupille, die der Form der Brustwarze ähnelt. Objekte können in einer Entfernung von 20 bis 25 Zentimetern gesehen werden, was der Position des Kopfes der Mutter entspricht, wenn sie das Baby pflegt oder umarmt. Die Nervenbahnen, die Informationen vom Auge zum Okzipitallappen im hinteren Teil des Gehirns übertragen, entwickeln sich schnell. Ab dem Alter von zwei Monaten können sich beide Augen auf die gleiche Weise fokussieren und der Bewegung eines Objekts folgen, wenn es nicht zu weit entfernt ist. Die Farben werden deutlicher, mit einer Präferenz, die zuerst in Richtung Rot und Gelb und dann in Richtung Grün und Blau zeigt. Ab dem Alter von drei Monaten wird das Kind einem Objekt von rechts nach links folgen. In diesem Stadium ist das Kind besonders von Lichterbewegung fasziniert, solange das Licht nicht zu stark oder grell ist. Ab einem Alter von sechs Monaten werden Pastellfarben erkannt und auch entfernte Objekte können erkannt werden.

Zusätzlich entwickelt das Kind Tiefenwahrnehmung (dreidimensionale Ansicht) und wendet sich einem Objekt zu, das in eine andere Perspektive versetzt wird. Kinder, die fernsehen, sehen Bilder in zwei Größen und können die genaue Größe, Position und Form eines Objekts nicht bestimmen. Nach acht Monaten ist das Farbsehen vollständig entwickelt und das Baby beginnt mit größerer Präzision zu sehen.

Es wird 4 oder 5 Jahre dauern, bis die Sehkraft des Kindes das Niveau eines Erwachsenen erreicht.

Schmecken vor der Geburt

Die Geschmacksknospen erscheinen in der 12. Schwangerschaftswoche auf der Zunge. Wenn der Fötus die Flüssigkeit, in die er eingetaucht ist, schluckt (2 bis 4 Zentiliter pro Stunde), beginnen die Knospen, ihre Aromen zu erfahren und ihre sensorischen Informationen an die zuständigen Gehirnbereiche zu übertragen. So kommt es, dass bestimmte Nahrungsmittel, wenn sie von Mutter sehr geschätzt werden, mit einem Gefühl des Wohlseins kombiniert werden, weil schon im Fruchtwasser Aromen davon zu schmecken sind.

Die Entwicklung des Geschmackssinns nach der Geburt

Die Geschmacksknospen auf der Zunge können fünf Geschmäcker unterscheiden - bitter, süß, salzig, sauer und umami: alle anderen Aromen werden durch die olfaktorischen Rezeptoren in der Nasenhöhle identifiziert. Evolutionär gesprochen, kann die offensichtliche Vorliebe für Süß ("Geschmack der Sicherheit") durch die Tatsache erklärt werden, dass der süße Geschmack eine Energiequelle (Kohlenhydrate) ist, die nicht schädlich und sicher zu essen ist. Stattdessen warnt uns der bittere Geschmack vor giftigen Nahrungsmitteln, ein saurer Geschmack kann beispielsweise vor verdorbenen Lebensmitteln warnen, während ein salziger Geschmack auf das Vorhandensein von Mineralien schließen lässt.

Babys sind in der Lage, eine Vielzahl von Geschmäckern, die in der Muttermilch sein können, zu unterscheiden und dann ihre Vorlieben zu entwickeln. Geschmäcker, die in der frühen Kindheit - oft schon über die Muttermilch - aufgenommen und an die das Kind gewohnt wird, prägen das Essverhalten in den ersten Lebensjahren und bleiben als Voliebe auch im Erwachsenenalter erhalten.

Hören vor der Geburt

Durch die Überwachung der Bewegungen des Körpers und der Herzfrequenz wurde beobachtet, dass der Fötus auf Geräusche ab der 16. Woche reagiert, lange bevor die Hörorgane entwickel sind. Die Hypothese ist, dass der Fötus in der Lage ist, die Vibrationen durch Haut und Skelettstruktur wahrzunehmen.

Nach der 24. Woche kann das Kind normalerweise nicht nur die physiologischen Geräusche des mütterlichen Körpers (des Herzens, des Atems, der Blutzirkulation) hören, sondern teilweise auch jene außerhalb. Von der halben Schwangerschaft an kann das Baby die Stimme seiner Mutter (wenn sie liebevoll mit ihm spricht, ist er aufgeregt und sein Herzrhythmus ändert sich) und auch seines Vaters erkennen; es unterscheidet einige einfache Silben und kann Schwingungen vom Rhythmus einer Musik über das Fruchtwasser wahrnehmen.

Das erklärt die "Familienbindung", die beim Kind schon im Bauch stattfindet. Diese Reize gehen Hand in Hand mit der zerebralen Entwicklung, sie gravieren sich in seine Erinnerung ein. Nach der Geburt, gerade wieder mit seiner Mutter vereint, erkennt das Baby sofort "diesen Herzschlag", "diese Stimme". Nicht nur das: Es wurde beobachtet, dass ein Neugeborenes auch eine bestimmte Melodie, die oft in der vorgeburtlichen Zeit gehört wurde, von anderen unterscheiden kann. Aber das Kind hat auch eine auditive Wahrnehmung von sich selbst: Wenn man Kindern eine Aufzeichnung ihres eigenen Weinens zu hören gibt, bleiben sie gleichgültig, während sie sich aufregen oder zu schreiben beginnen, wenn das Weinen von anderen Kindern kommt.

Die Entwicklung des Gehörsinns nach der Geburt

Ein wenige Tage altes Neugeborenes nimmt alle Geräusche wahr. Plötzlich auftretende Geräusche können den sogenannten "Moro-Reflex" provozieren. Diese Reaktion, benannt nach dem österreichischen Kinderarzt Ernst Moro, ist ein plötzliches ruckartigen Strecken der Arme, Spreizen der Finger und Öffnen des Mundes, danach wird die Arm- und Handbewegung rückgängig gemacht und endet in einer Faust.

  • Gerade erst geboren, reagieren die Neugeborenen auf starke und plötzlich Geräusche und drehen manchmal den Kopf in Richtung des Lärms.     
  • Ab dem 2. Monat: Das Hören der Neugeborenen ist verbessert, er sollte jetzt in der Lage sein, Töne unterschiedlicher Höhe zu hören.     
  • Ab dem 3-4. Monat: Das Kind ist in der Lage, die Quelle einer Stimme oder eines Geräusches zu Orten und zu verstehen, um sich dann in die richtige Richtung zu drehen. Es beginnt auch Konsonanten und Vokale zu artikulieren.
  • Etwa im Alter von 5-6 Monaten: Das Baby beginnt zu verstehen, dass es selbst einige Geräusche provozieren kann, zum Beispiel wenn es Gegenstände auf die Erde wirft. Die Laute, die es aussendet, hören sich mehr und mehr wie  Wörter an.     
  • Ab dem 7. Monat: Das Kind wird anfangen zu stammeln und Klänge zu produzieren.
  • Etwa ab dem 8-9. Monat: Das Kind fängt an, die Beziehung zu verstehen, die Wörter und Gesten verbindet.     
  • Etwa ab 1 Jahr: Das Baby wird sich umdrehen, wenn es beim Namen gerufen wird, und es wird in der Lage sein, einem Objekt einen Namen zu geben. Es wird anfangen, einfache Wörter auszusprechen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in den ersten drei Jahren des Lebens die Sinnesentwicklung rasant zunimmt und etwa ab dem 7. Lebensjahr abgeschlossen zu sein. 

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