Kapitel 3 – Saisonale Feste und das Essen als Möglichkeit der Integration
Bei Festen wird die Kindergartengemeinschaft gelebt, Feiern aus den unterschiedlichen Kulturen und Traditionen aus denen die Kinder stammen, werden gemeinsam begangen. Dadurch lernen sich die Kinder und vor allem auch ihre Eltern besser kennen.
In diesem Kapitel werden Beispiele zu religiösen Traditionen aus den wichtigsten Weltregionen beschrieben. Bei Feiern mit verschiedenen Kulturen ergibt sich für die Eltern die Möglichkeit, sich zu treffen und ein gemeinsames Bewusstsein für die jeweiligen Traditionen zu entwickeln und gleichzeitig den Austausch von Meinungen und Erfahrungen über Kindererziehung zu fördern.
Woher stammen die Familien, der Kinder Ihres Kindergartens? Lassen Sie sich von den Bräuchen und Traditionen der Familien inspirieren, kommen Sie mit den Eltern in Kontakt und nutzen Sie vor allem das gemeinsame Essen als sinnliche Erfahrung der Integration: Wie sind die Essgewohnheiten und typischen Gerichte des Herkunftslandes? Gibt es besondere Gerichte zu bestimmten Festen, die im Kindergarten mit den Kindern begangen werden könnten?
Chinesische Traditionen
Eine Auswahl alter asiatischer saisonaler Feste bietet das Mittherbstfest, das am 15. Tag des 8. Mondmonats (an einem Tag zwischen dem 8. September und dem 7. Oktober im Gregorianischen Kalender) stattfindet. Zu dieser Zeit ist traditionell Erntezeit in China und Vietnam. Dieses Fest wird aber auch in anderen asiatischen Ländern, wie Kambodscha, Laos, Myanmar und Sri Lanka begangen. Jede Familie macht verschiedene köstliche Speisen, um das Festival zu feiern. Zu den beliebtesten Gerichten des Mittherbstfestes gehören Mondkuchen. Bei Mondkuchen handelt sich um ein traditionelles chinesisches Gebäck, das aus einer dünnen zarten Haut besteht, die eine süße Füllung aus Lotussamenpaste, süßer Bohnenpaste und Eidotter umhüllt. Heute gibt es Mondkuchen auch mit Schokoladefüllung.
Hinduismus
Bei dieser Religion hat das Essen eine ganz spezifische Rolle. Das Fest, das zu Ehren von Ganesha (er wird in der Regel mit einem Elefantenkopf dargestellt) - dem Sohn von Shiva, dem Bewahrer der Weisheit und Wissenschaft - gefeiert wird, fällt auf den Monat Bhadra (August-September). Das Fest es ist die Gelegenheit, typische Gerichte, hauptsächlich auf Basis von Milch und Reis, zu servieren.
Islam
Ein Beispiel für islamische Traditionen ist etwa die Id-al-Fitr, die Feier am Ende des Fastenmonats Ramadan. Auch im Fastenmonat darf reichhaltig gegessen werden, allerdings nur in den erlaubten Zeiträumen nach Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen des nächsten Tages. Im Laufe des Ramadans werden zum Iftar (zum Fastenbrechen) jeden Tag die beliebtesten Gerichte serviert, die gemeinsam mit Familie, FreundInnen und NachbarInnen verspeist werden.
Beim "Zuckerfest" nach dem Ramadan wird verschiedenes serviert. Was aber keinesfalls fehlen darf sind Süßspeisen. In der türkischen Gesellschaft wird üblicherweise Baklava (übereinander geschichteter Blätterteig mit gefüllten Nüssen und Sirup übergossen) serviert. In der arabischen Küche ist es Ma’amoul, ein Grießgebäck, das mit Pistazien, Walnüssen oder Datteln gefüllt wird. Wir können uns schon vorstellen, dass es nicht schwierig ist, Kinder für solche Speisen zu begeistern.
Judentum
Es könnte interessant sein, eine klassische jüdische Speisetradition für Pessach (Ostern) zu präsentieren. Das Pessachfest beginnt am Abend des ersten Frühlingsvollmondes. Häufig fällt das Pessachfest mit Ostern zusammen. Höhepunkt des Festes ist der so genannte Sederabend. Alle Speisen und Getränke, die an diesem Abend gereicht werden, stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Zeit der Israeliten in Ägypten und der Flucht aus der Sklaverei. Beispiele: Ungesäuertes Brot: Es erinnert an die Eile, mit der die Israeliten aus Ägypten fliehen mussten – es gab keine Zeit, Sauerteig anzusetzen und den Teig gehen zu lassen. Salz: Es erinnert an die Tränen, die geweint wurden. Bittere Kräuter: Sie erinnern an das Essen in der Sklaverei. Charoset: Gericht aus Mandeln, Zimt, Äpfeln und Honig. Lamm: Das Lamm erinnert an die letzte Mahlzeit, welche vor dem Exodus gegessen wurde.
Nouruz - Persisches Neujahr
Das Persische Neujahrsfest beginnt mit dem astronomischen Frühlingsbeginn. Zu diesem Fest wird ein Tisch mit sieben Gegenständen gedeckt, die alle mit dem Buchstaben "S" beginnen. Diese werden auf Persisch "Haft-Sin" genannt. Dazu gehören: "Sabze" (Linsensprossen), "Samanu" (Pudding aus entkeimtem Weizen), "Sir" (Knoblauch), "Serke" (Essig), "Somagh" (Gewürz), "Sib" (Apfel) und "Senjed" (Mehlbeeren). Außerdem können "Sekke" (Münzen), "Sonbol" (Hyazinthe) und "Separand" (eine wilde Raute) zur Dekorationstafel hinzugefügt werden. Die "S" stehen für Leben, Fröhlichkeit, Geschmack und Gesundheit.
Wenn Sie sich dazu entschließen, interkulturelle Aktivitäten im Kindergarten zu begehen, ist der erste Schritt die Familien über Ihre Idee zu informieren und abzuklären, ob alle bereit sind, bei einer solchen Aktivität teilzunehmen. Wählen Sie dann eine Zeit für ein interkulturelles Fest, bei dem alle Kulturen ihre Speisen präsentieren können und sich und ihre Religion bzw. ihre Traditionen vorstellen können.
Reden Sie mit den Eltern, welche Rezepte zu wählen sind, wie der Festivaltag gestaltet werden kann. Tipps zur Vorbereitung:
- Räumlichkeiten vorbereiten und entsprechend schmücken.
- Wie wird begrüßt? Willkommenswünsche in den verschiedenen Sprachen.
- Wie wird das Essen zubereitet? Bereiten Sie mit den Kindern etwas vor. Gibt es Eltern, die dabei mithelfen? Oder bringen die Eltern Speisen für ein interkulturelles Buffet mit?
- Wann und wie werden die Speisen serviert? Es soll genug Zeit zum Spiel/für Präsentationen und vor allem zum Reden miteinander geben.