Kapitel 2 – Die Rolle der KindergartenpädagogInnen
Geschmack und Vorlieben sind einerseits angeboren, doch bekommen Kinder auch vieles „in die Wiege gelegt“. Dazu gehören verschiedene Verhaltensweisen, Vorlieben und Abneigungen, die sich auch auf das Essen beziehen können (siehe vorheriges Kapitel). Eltern sind die ersten Vorbilder der Kinder und werden von ihnen nachgeahmt. Ab dem Zeitpunkt, wo die Kinder in den Kindergarten kommen, werden die PädagogInnen und BetreuerInnen ebenso wichtig für die Kleinen. Natürlich prägen die Werte der Eltern das kindliche Verhalten nach wie vor, doch im Alltag werden zunehmend die Personen im Kindergarten zu Leitfiguren.
PädagogInnen und BetreuerInnen prägen die Kinder, indem sie mit ihnen bei Tisch sitzen und gemeinsam mit ihnen essen. Seien Sie ein gutes Vorbild! Reflektieren Sie ihre Werte, Regeln und Rituale beim Essen im Kindergarten. Tipps und Anregungen dazu finden Sie in Modul 1.
Ein positives Essverhalten ausbilden
KindergartenpädagogInnen können Kindern helfen, ein positives Essverhalten zu entwickeln, indem sie ihnen Ängste vor Neuem (Neophobie) nehmen und positive Erfahrungen durch eine lustvolle, angstfreie, angenehme Atmosphäre beim Essen vermitteln.
Neue Lebensmittel zu akzeptieren ist bei Kindern ein langwieriger Prozess. Besonders im Alter von 2 bis 5 Jahren ist es wichtig, hier beharrlich zu sein und immer wieder Neues anzubieten und den Kindern schmackhaft zu machen. In diesem Alter ist es von Bedeutung, Kinder immer wieder beim Namen zu nennen und sie zu loben. Auch beim Essen kann es nicht genug Lob sein. Tadel sollte dagegen keinen Platz am Esstisch haben. Eine herzliche und positive Atmosphäre fördert auch die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens der Kinder.
Weg mit Verboten und Druck!
Verbote fördern das Interesse! Restriktion oder Verbieten ungesunder Lebensmittel verringert nicht die Vorliebe der Kinder für diese, das Gegenteil ist der Fall. Auch Druck führt zu Ablehnung! "Iss’ doch! Das wird dir schmecken!" Wenn ein Kind gezwungen wird, eine bestimmte Art von Nahrung (wie Obst oder Gemüse) zu essen, führt dies in der Regel zu Widerstand. Kinder lassen sich verlocken, aber nicht zwingen! (Erwachsene übrigens ebenso.)
"Was auf dem Teller ist, wird aufgegessen." Wenn Kinder lernen, dass aufgegessen werden muss, so kann das dazu führen, dass sie die inneren Signale von Hunger und Sättigung nicht mehr richtig wahrnehmen und interpretieren und sich so angewöhnen zu viel zu essen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Wünsche der Kinder bei Tisch zu respektieren.
Manchmal ist es wichtiger wie gegessen wird als was gegessen wird
Kleinkinder haben zwei gemeinsame Vorlieben. Erstens bevorzugen sie Routine im täglichen Leben, sie brauchen eine gewisse Struktur für ihren Tag. Im Allgemeinen bevorzugen sie Snacks und Mahlzeiten zu regelmäßigen Zeiten, die vom Lebensstil der Familie bestimmt werden.
Zweitens mögen es Kinder einfach. Viele Kinder bevorzugen einfach zubereitete, mild schmeckende Speisen, die sie leicht identifizieren können. Sie bevorzugen Lebensmittel, die sie selbständig essen können, zum Beispiel geschnittenes Gemüse, das sie mit den Fingern essen können oder Suppen, die sie aus einer Tasse trinken können. Sie haben sicher bereits beobachtet, dass Kinder mehr Obst oder Gemüse essen, wenn es in Stücke geschnitten wird. Es ist dann für Kinder angenehmer zu essen und sie können selbständig entscheiden, welches Stück sie zuerst in den Mund schieben. Das mögen Kinder!
Was die meisten Kinder:
- mögen rohes, farbiges Gemüse lieber als gekochtes Gemüse. Rotes Gemüse ist dabei besonders attraktiv für sie.
- haben warmes Essen lieber als kaltes.
- lieben milden Geschmack.
- mögen keine harten Schalen oder zähe Haut von Hülsenfrüchten.
- lieben lustige Mahlzeiten: kleine Tische, Sandwiches mit geometrischen Formen mit lustigen Namen.
- lieben es in Gesellschaft ihrer FreundInnen zu essen.
- lieben es selbst mitzumachen - bei der Zusammenstellung der Menüs und der Zubereitung von Mahlzeiten.
- sind bei Neuem skeptisch. Bieten Sie pro Woche nur 1 oder 2 neue Gerichte/Lebensmittel an und geben Sie das Neue eine Zeitlang immer wieder und zwar vor allem dann, wenn das Kind hungrig ist, zu Beginn der Mahlzeit oder nach dem Spiel. So werden die Kinder eher verführt zu probieren.