Kapitel 2 – Aktiv werden: Gesunde Essgewohnheiten
Der Zusammenhang zwischen Ernährung bzw. Essverhalten und einer Reihe von chronischen Krankheiten ist wissenschaftlich abgesichert. Aus diesem Grund drängt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf, einen Fokus auf die Prävention, also auf die Entwicklung eines gesundheitsfördernden Essverhalten von Geburt an, zu legen. Gesunde Ernährung hat direkten Einfluss auf gesundes Wachstum und Entwicklung und trägt zur Lebensqualität bei. Ernährungsgewohnheiten, die in der frühen Kindheit geprägt werden, beeinflussen die Gesundheit der Menschen bis ins hohe Alter.
Mehr als 90% der Kinder in Europa besuchen Kindergärten. Diese Einrichtungen sind damit ein wesentlicher Teil des sozialen Umfelds, in dem das Essverhalten geprägt wird. Im Kindergarten werden alle Kinder erreicht, unabhängig von sozioökonomischen Faktoren und dem Bildungshintergrund der Familien. Sie sind damit ein idealer Ort, an dem gesundheitsförderndes Essverhalten erlernt, geübt, ermöglicht und eine nachhaltige Esskultur vermittelt werden können.
Kulturelle und soziale Faktoren beeinflussen was und wie wir essen. Einmal erlernte Essgewohnheiten zu ändern, ist schwierig. Es ist daher wichtig, Kinder schon früh mit gesundheitsfördernden Verhaltensweisen, mit positiven Ernährungsgewohnheiten, Zubereitungs- und Kochkompetenzen vertraut zu machen und sie zu befähigen, ihren Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten.
Es ist überaus wichtig, dass Kindergärten und Schulen diese so grundlegenden wie lebenslang wirkenden Kompetenzen - gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Lebensmittelproduktion - vermitteln. Die pädagogischen Programme sollten dabei ein hohes Augenmerk auf die Entwicklung praktischer Fähigkeiten in Bezug auf Ernährung, Auswahl, Lagerung, Zubereitung, Kochen und Servieren von Lebensmitteln legen.
Europa ist eine multikulturelle Gesellschaft, in der es eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln und Essgewohnheiten gibt, die verschiedene kulturelle, ethnische und religiöse Gruppen widerspiegeln. Ernährungsprogramme in Kindergärten sollten diese Vielfalt aufzeigen und Kindern die Möglichkeiten bieten, diese kennen und schätzen zu lernen.
Essen lernen braucht auch ein ansprechendes Ambiente, eine fördernde Lernumgebung. Das umfasst regelmäßigen Essenszeiten (Frühstück, Zwischenmahlzeiten, Mittagessen, Nachmittagssnack, Abendessen) und einen angenehmen Platz, an dem das Essen konsumiert werden kann. Es braucht auch die Gelegenheit für angenehme soziale Interaktionen während des Essens. In einer entspannten Umgebung werden Kinder eher ermutigt gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln.
Die Schlüsselrolle des Kindergartenpersonals bzw. des ganzen Teams in diesem Rahmen wurde schon in Einheit 1 und Einheit 2 dieses Moduls thematisiert. In Modul 2 geht es darum, das Verpflegungsangebot gesundheitsfördernd und nachhaltig zu gestalten. In Modul 4 sind die Ernährungssozialisation in Kindergärten sowie Geschmacksentwicklung Thema.
Herausforderungen für gesunde Ernährung in Kindergärten:
- Speiseplanung/ geschmackliche Angebotsvielfalt.
- Ambiente beim Essen.
- Vorbildwirkung Erwachsener, Peers.
- kontraproduktive Werbung, Plakate, Bücher, Filme...
Lösungsansätze sind:
- entwickeln oder fördern Sie eine gesunde/nachhaltige Esskultur.
- Fördernde Poster, Bücher, Displays.
- positive Ernährungsbotschaften (keine Verbote).
- Aufteilung der Verantwortung (Sie entscheiden was angeboten wird, das Kind entscheidet wie viel es wovon isst).