Kapitel 1 – Best Practice im Bereich Essen in Kindergärten
Die frühe Kindheit ist die Phase, in der die Bildung die Entwicklung von Kindern am effektivsten beeinflussen kann. Informationen über die Situation der frühkindlichen Bildung und Betreuung in den Europäischen Ländern (ECEC -Systeme in Europa) sind wichtig, um zu verstehen, welche Herausforderungen in den verschiedenen europäischen Ländern bestehen. Allen gemeinsam ist: Ernährung und Verpflegung der Kleinkinder steht in allen Ländern zunehmend im Fokus in der ganzheitlichen Betreuung der Kinder.
Übergewicht und Adipositas nehmen europaweit bei Kindern zu (siehe dazu den aktuellen WHO-Europa Report der Childhood Obesity Surveillance Initiative 2017). Auch andere ernährungsbedingte Erkrankungen steigen an. Die Esskultur von Kindern ist heute durch verschiedene Faktoren gekennzeichnet, wie zunehmender Konsum von raffinierter und hochverarbeiteter Nahrung, Allgegenwart der Fast-Food-Industrie und auch der zielgruppenspezifischen Werbung für Lebensmittel. Umso wichtiger ist es, in den Betreuungs- und Bildungseinrichtungen ein gesundheitsförderndes Umfeld zu gestalten und damit die Basis für ein selbstbestimmtes, gesundes und nachhaltiges Essverhalten zu schaffen.
Nachhaltige Ernährung/nachhaltige Verpflegung ist aus Sicht der Sustainable Development Commission wie folgt definiert:
- sie ist sicher, gesund und nahrhaft, für KonsumentInnen/VerbraucherInnen in Geschäften, Restaurants, Schulen, Krankenhäusern usw.,
- sie kann die Bedürfnisse von weniger wohlhabenden Menschen erfüllen,
- sie verschafft LandwirtInnen, VerarbeiterInnen und EinzelhändlerInnen eine Existenzgrundlage sowie sichere und faire Arbeitsbedingungen für deren MitarbeiterInnen,
- sie beachtet die ökologischen Grenzen der Produktion und Verarbeitung, reduziert den Energieverbrauch, verbessert die ökologische Umwelt und erfüllt die höchsten Standards für Tiergesundheit und Tierschutz, die mit der Produktion von erschwinglichen Nahrungsmitteln für alle Bereiche der Gesellschaft vereinbar sind,
- sie unterstützt die ländliche Wirtschaft und die Vielfalt der ländlichen Kultur durch die Bevorzugung lokaler Produkte, die die Transportkilometer auf ein Minimum beschränken.
Eine Liste guter Praxisbeispiele für Nachhaltige Ernährung in der frühen Kindheit ist auf der Plattform unter Materialien/Modul 1 (deutschsprachige und englischsprachige Beispiele) zu finden.
Zusammenhänge von Lebensmittelproduktion, Gesundheit und Ökologie
Die Zusammenhänge zwischen der Art wie und wo Lebensmittel produziert werden, dem Einkaufsverhalten von Kindergartenküchen oder Caterern, der Gesundheit der Kinder, der Umwelt und des Klimas sind evident. Für die Entwicklung einer nachhaltigen Esskultur und gesundheitsfördernder Essgewohnheiten in der frühen Kindheit sind sowohl eine gut zusammengestellte Verpflegung mit lokalen, ökologischen bzw. nachhaltig erzeugten Lebensmitteln wie auch eine Ernährungsbildung, die auf lokale Ernährungssysteme, regionale Esskultur und gartenbasiertes praktisches Lernen aufbaut, förderlich. Das pädagogische Konzept und die Verpflegung in den Kindergärten müssen abgestimmt sein, einem gemeinsamen Ziel folgen.
Indem wir Kinder über die ökologischen Aspekte der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung aufklären und sie in Anbau, Pflege und Verarbeitung von Lebensmitteln einbeziehen, helfen wir ihnen, zu verstehen, was und wie wir essen und welche Auswirkungen unsere Ernährung auf unsere persönliche Gesundheit und die Umwelt haben. Kindergärten können dazu beitragen, ein lokales Vertriebsnetz für LandwirtInnen/ProduzentInnen zu schaffen. Beispiele dazu erwarten Sie in Modul 5.